Was hat eine Posaune mit einem Alphorn gemeinsam? Das könnte ein Quizfrage sein, die wohl viele ins Schwitzen bringen würde. Nun, ein augenfälliges Merkmal ist dennoch bald gefunden: beides sind im Grunde nichts als Röhren, die sich allerdings durch ihre äussere Form und das Material deutlich unterscheiden, besteht doch das Alphorn aus Holz, die Posaune mehrheitlich aus Messing, einer Legierung aus Zink und Kupfer. Die Tonerzeugung geschieht sodann bei beiden Instrumenten auf die gleiche Art und Weise, sind es doch die vibrierenden- oder schwingenden – Lippen des Bläsers, die die Luft in den Röhren zum Klingen bringt. Je nach Lippen-spannung erklingen unterschiedlich hohe Töne, eine kleinere Spannung bringt einen tieferen Ton, eine grössere einen höheren Ton hervor. All jene Töne, die man nur durch unterschiedliches Blasen erzeugen kann, bilden die sogenannte Naturtonreihe.
Physikalisch betrachtet, handelt es sich bei der Naturtonreihe um jene Töne, die zum tiefstmöglichen Ton – der Grundschwingung – in einem ganzzahligen Schwingungsverhältnis stehen. Das Alphorn muss mit diesen Naturtönen auskommen. Bei der Posaune entwickelte sich durch den ausziehbaren U-förmigen Zug eine elegante Möglichkeit, die Rohrlänge zu verändern. Damit ist es mit der Posaune möglich, in allen Tonarten mit allen Tönen bzw. Halbtönen (chromatisch), oder oben sogar «stufenlos» zu spielen (Glissando).
Spielen, Spielen
Die Posaune war lange Zeit ein Instrument, das vor allem im Zusammenspiel Verwendung fand. Als eigentliches Soloinstrument wurde sie erst ab der Zeit der Klassik eingesetzt, und auch da nur spärlich. Erst in neuerer Zeit, in der auch immer wieder neue spieltechnische Möglichkeiten entdeckt und entwickelt wurden, wird die Posaune von vielen Komponisten mit Solowerken bedacht. Erwähnenswert ist sicher auch die Rolle, die dieses Instrument in der Jazzgeschichte gespielt hat. Der Posaune kam im alten Jazz noch die Funktion eines Begleitinstrumentes zu. Schon im Dixieland hatte sie sich jedoch zum eigentlichen Soloinstrument durchgemausert und war nicht mehr wegzudenken. Die Spielweise hat sich seither immer weiter kultiviert und heute steht sie anderen Instrumenten an Virtuosität in nichts mehr nach.
Roger Dietiker (Posaune & Es-Horn)
Matthias Merki (Alphorn)
Baden – Obersiggenthal